Archive for julio, 2009

Reiche Staaten kürzen Hungerhilfe

Quelle: SF

Das UNO-Welternährungsprogramm (WFP) muss wegen Geldmangels seine Hilfen kürzen. Viele Geberländer hielten ihre Finanzzusagen nicht ein, berichtete in Washington WFP-Direktorin Josette Sheeran. Die globale Wirtschaftskrise schlage jetzt voll auf die Hilfsangebote ihrer Organisation zurück.

Das benötigte und gebilligte Budget ihrer Organisation für dieses Jahr betrage 6,7 Mrd. Dollar. Nach Verhandlungen mit den Regierungen könne aber nur noch mit 3,7 Mrd. Dollar gerechnet werden.

«Mit einem beispiellosen Defizit konfrontiert»

«Wir sind mit einem gefährlichen und beispiellosen Defizit der Notfallfonds konfrontiert», sagte Sheeran. Deshalb müssten die Nahrungsmittelrationen und Hilfsprogramme in aller Welt gekürzt werden. Betroffen seien vor allem die Ärmsten der Armen.

Sheeran verwies darauf, dass der Bedarf an Nahrungsmittelhilfen wegen der weltweiten Wirtschaftskrise gestiegen sei. Immer mehr Menschen auf der Welt litten an Hunger. Zugleich strichen aber immer mehr reiche Länder angesichts der weltweiten Wirtschaftskrise ihre Hilfszahlungen zusammen.

«Sie rebellieren, sie migrieren oder sie sterben»

Diese Entwicklung sei dabei nicht nur sehr bedrohlich für die betroffenen Regionen, sondern gefährde mittelfristig auch die Stabilität der reichen Länder, warnte Sheeran. «Es gibt nichts Grundsätzlicheres als Nahrung. Wenn Menschen sie nicht bekommen, dann gibt es drei Möglichkeiten: Sie rebellieren, sie migrieren oder sie sterben.»

Derzeit hungern nach UNO-Angaben mehr als eine Milliarde Menschen auf der Welt, vor zwei Jahren waren es nur 860 Millionen.

Das Welternährungsprogramm kann lediglich den am stärksten unter Hunger leidenden Menschen helfen, was etwa zehn Prozent der Betroffenen sind. Im vergangenen Jahr waren dies etwa 102 Millionen Menschen in 78 Staaten.

(sda/afp/halp)

jueves, 30. julio 2009 at 1:38 am

Information und Halbwertszeiten ….

martes, 28. julio 2009 at 8:05 pm

Kooperation Nord – Süd

Während den vergangenen 16 Monaten habe ich wieder mal ein bisschen Schulbank gedrückt, allerdings das erste mal auf die «moderne» Art: Zusammen mit zwei weiteren INTERTEAM-Kooperanten nahm ich ein einem über Internet durchgeführten online Nachdiplomstudium zur internationalen Kooperation und Humanitärer Hilfe in Spanien teil. Rückblickend bin ich im positiven Sinne überrascht, wie viel Lernstoff wir verarbeitet haben und wieviel interessante Themen ich mehr oder weniger zeitgleich in den Arbeitsalltag einfliessen lassen konnte. Spannend war’s und lehrreich, trotzdem bin ich nun froh, den Abschluss gemacht und wieder etwas mehr Freiraum zu haben.

Zum Abschluss habe ich eine kleine Arbeit zum Thema «Kooperation Nord-Süd» geschrieben und auch in deutsch übersetzt, weil ich denke dass es die Eine oder den Andern interessieren könnte.

Deutsche Version: 20090714_def_CIAH08_Adrian_Kurzen_Trabajo_Final_alemán

Spanische Version: 20090714_publ_CIAH08_Adrian_Kurzen_Trabajo_Final_esp

lunes, 20. julio 2009 at 4:29 pm

30. Jahrestag Sandinistische Revolution

Am 19. Juli 1979 endete mit dem Sturz der Diktatur Somozo das Ende der Nicaraguanischen Revolution, nach jahrelangen Kampf der Sandinisten. Ein Fest der besonderen Art für den aktuellen Präsidenten Daniel Ortega, war er doch damals bereits der An- und Rädelsführer der Revlutionsbewegung.

Überschattet werden die ganzen Feierlichkeiten dadurch, dass der  heutige Daniel Ortega nicht mehr viel mit dem damaligen gemein hat, wenn man von den (damals berechtigten) Anti-Nordamerika-Reden absieht. Von den vor 30 Jahren an der Seite mitkämpfenden Schlüsselpersonen haben sich mittlerweile fast alle deutlich von ihm distanziert, einige davon sogar aktiv in der Opposition tätig (z.B. Dora María Téllez).

Die Tageszeitung «La Prensa» hat in der heutigen Ausgabe eine Karrikatur veröffentlicht, welche das Ganze treffend auf den Punkt bringt:

prensa_18_julio

Quelle: La Prensa, Nicaragua

Die Fahne der Ortega-Sandinisten (sogenannte Danielistas) weht stolz im Wind, während die offizielle Landesflagge auf Halbmast und bereits arg gezeichnet vor sich hin flattert. Ein Nicaragua, welches sich bezüglich Armut und Eigenwirtschaft in den ganzen 30 Jahren zumindest keine Verbesserung erreichen konnte. Sowohl mit Europa wie auch mit den Vereinigten Staaten halten seit dem Wahlbetrug im vergangenen Jahr die Budget-Hilfsgelder eingefroren, was mit allen damit verbundenen Konsequenzen gegen die Hälfte des Staatsbudgets ausmacht.  Als Ersatz setzt Daniel Ortega auf die Venezuela-Hilfe durch Hugo Chávez und lose Kontakte mit asiatischen Ländern sowie dem Iran und Russland.

Wenn ich denn also die Feier-Ansprache des Präsidenten und seiner Freunde am Fernsehen mitverfolgen werde, so eher um zu hören, was es bezüglich der aktuellen Honduraskrise Neues gibt.

sábado, 18. julio 2009 at 7:22 pm

Rundbriefversand: Blick hinter die Kulissen

Unsere liebe Freundin Susanne hat beim Empfang des Rundbriefs den Braten gerochen … und nach der Entstehungsgeschichte gefragt… hier ist sie.

Kurzen, seinerseits Kooperant in der Entwicklungszusammenarbeit, hat schon lange keinen Rundbrief mehr verfasst. Und möchte – wieder mal – nicht nur ein elektronisches pdf Dokument verschicken, sondern auf klassische Post zurückgreifen. Denn: Nicaragua im Briefkasten ist halt einfach exotischer und somit auch spezieller, als Nicaragua im E-Mail Eingang. Bleibt die Frage offen, wie. Angefangen bei der Aufmachung. Papierform ist klar, Fotokopien? – Nein, das passt nicht zu den Qualitätsansprüchen, die in der feuchtwarmen Umgebung zwar schon die einen oder andern Risse erlitten haben, aber noch durchaus intakt sind. Also wird kurzerhand der günstigste Laserdrucker angeschafft, mit welchem man auch, händisch zwar, Doppelseitig drucken kann. Und im Broschürenformat. Nun geht es um den Inhalt. Teestaub in Beuteln hat damals eine gute Wirkung gehabt. Kaffee wäre naheliegend, aber nicht ausgiebig und zu wenig exotisch. Abgesehen davon fehlt jeglicher Aufsetzpunkt für eine Text. Textilhandarbeiten fallen gleich doppelt durch: sowohl Budgetfeder wie auch die breite Zielgruppe ziehen einen Federstrich. Mangos in Scheiben würden die tägliche Früchteverwendungslogistik entlasten, aber hier hapert es an der technischen Umsetzung. Frijoles, zu deutsch Bohnen, würde eigentlich ganz gut passen, zu Nicaragua. Und zu Chili con Carne, was wiederum die Exotik zerstört. Aber halt – Guanacaste, genau, imposant der Baum, wunderschön das katzenaugenartige Samenkorn!

Sonntäglicher Spaziergang mit Freunden aus Managua, durch die leicht erhöhten Gebiete rund um Esteli. Die Ohren des Guanacaste fallen. Kurzen sammelt wie verrückt, der Rucksack ist schon berstenvoll. Erste Signale vibrieren in der Luft, werden aber nicht erkannt. Einige Maden ziehen sich vor Schreck in die klebrige, zähe Ummantelung zurück. Die erste Sichtung nach Rückkehr ins Haus ergibt folgende Bilanz: pro Ohr können 8-12 Samenkörner herausgebrochen werden. Je nach Reifestand und Viecherbefall lassen sich etwa die Hälfte für den gewünschten Zweck verwenden. Bei geschätzten 200 Rundbriefen und 3 beizulegenden Samenkörnern ergibt sich nach kurzem Überschlag die nüchterne Erkenntnis, dass der Rucksack zu klein war. Einige Tage später, Mietwagen, Miriam Fabiola als Auflesehelferin und Bio in Masse im Kofferraum. Schnitt. Schweisstropfen auf der Stirn, die Hände mit einer dicken Schicht dieser klebrigen Substanz. Nach Stunden ein neuer Versuch die Technik zu wechseln, beim Aufbrechen der fasrigen Frucht. So muss Fiberglas erfunden worden sein. Die Fingerkuppen rotgeschwollen, Blasen. Kurzen wäre nicht Kurzen, wenn er sich nun Frage würde, warum er dies eigentlich tut. Zu weit Fortgeschritten, bereits zu viel Herzblut durch die Adern gepocht, schon nur mit der Idee zu spielen… zudem hat sich der dazupassende Text wunderbar ergeben.

Der Drucker zieht die Seiten feinsäuberlich ein, und bringt die meisten auch wieder heraus. Die andern wandern auf einen Stapel, welcher klein angefangen hat und nun doch insofern gewachsen ist, dass es sich lohnt, diesen den Kindern als Malpapier zu überlassen. So hat alles seine positive Seite. Beim zweiten Tonerwechsel, oder anders ausgedrückt, zum Zeitpunkt als Tonerkosten die Druckeranschaffkosten überstiegen, wurde der Hinweis auf Originalpatronen ignoriert und ein deutlich günstigeres Refillprodukt verwendet. Einwandfrei – einmal herausgefunden, wielange die Abkühlungspausen nach fünf gedruckten Briefen dauern müssen, um die Tonerhaftung zu gewährleisten. Ein leichtes Zögern beim Überprüfen des Titelblattes. Mai. Stimmt. Mai war es, als Kurzen mit dem Projekt begonnen hat.

Miriam Fabiola kommt von der Post zurück. In der Hand hält sie das Testkouvert, welches wir auf die Reise schicken wollten. Nach langer Arbeit alles zusammen: Rundbrief, Guanacastesamen mittels Masking Tape hineingeklebt, aus der Schweiz mitgenommene Spende-Einzahlungsscheine von INTERTEAM, das ganze im Kuvert und mit Adressklebeetikette versehen. Zolldeklaration vorne draufgeklebt. Die Idee war, das erste Briefchen zu verschicken, danach das Geld zu holen um die restlichen Briefmarken zu kaufen und in einer Nachtaktion die Frankatur vorzunehmen. Dem Leser in Europa muss dazu gesagt werden, dass in Nicaragua auf der Poststelle der Preis verhandelt wird und danach die Briefmarken gekauft werden. Das Aufbringen ist Sache des Versenders, je nach Markenqualität geht das mit Schwämmchen, meist wird noch weisser Leim dazuverwendet. Kurzen wundert sich also, dass das Testkouvert zurück ins Haus gefunden hat. Die Erklärung dazu: da es sich um Samenkörner handelt, können diese nicht verschickt werden, ohne dass vorgängig eine Ausfuhrbewilligung vorliegt. Aha. Einige Telefonate später wissen wir supuestamente (den Anschein erweckend) besser Bescheid und ein paar Stunden später wird Schlange gestanden. Am Bankschalter. Denn in Nicaragua wird der Korruption ein Riegel geschoben. Ämter dürfen selber kein Geld einnehmen, der Kunde – oder vielleicht besser: Gesuchsteller – muss vorgängig beim Amt vorbei und sich erkundigen, was er wo bezahlen muss, danach auf eine Bank und dort auf einem speziellen Formular den gewünschten Dienst vorausbezahlen. Mit der Quittung kann man dann zurück aufs Amt – in diesem Falle aufs Amt für Exportation, welches – wiederum in diesem Falle – danach offenbarte, dass die Ausfuhr von Guanacaste Samenkörnern grundsätzlich möglich ist, vorgängig aber eine fitosanitarische Untersuchung, also gesundheitsüberprüfung durch den Pflanzendoktor, nötig ist. Erleichterung macht sich breit. Zum Glück sind die Samen noch nicht in allen Rundbriefen eingeklebt! Also wiederum Bank, Schlange stehen, dieses mal für den Pflanzendoktor, später mit dem Tupperware voller Samenkörner – ganz vergessen zu erwähnen, dass diese einzeln mit einem Mikrofasertuch auf Hochglanz poliert wurden – und der Bankquittung auf dem andern Amt. Der Zuständige ist leider heute nicht da, aha, morgen oder übermorgen in dem Fall. Am dritten Tag klappt es dann, die Unterschriftsfähige Person ist gemäss vorgängiger Telefonischer Abklärung präsent und eine Stunde später liegt das unterschriebene Dokument vor. Was wiederum den Gang zum ersten Amt ermöglicht, wo die Exportbewilligung ausgestellt wird. Kleine Schwierigkeit, wir möchten 200 Kuverts verschicken. Mit verschiedenen Absendern. Dazu müssten wir 200 Exportbewilligungen haben, jede kostet 20 Dollar. Gemäss Wikipedia gibt es verschiedene Gründe, die zu einem plötzlichen Anstieg der Herzfrequenz führen können. Wir wagen den Versuch, 900 Gramm Samenkörner mit Zieladresse im elterlichen Sitz in Grindelwald zu deklarieren und den Rest legen wir in die Hände höherer Gewalt und in das Fähigkeit der Zollbeamten auf dieser Erde, mit Menschenverstand und Berücksichtigung der Verhältnismässigkeiten zu agieren.

Das Zertifikat in zweihunderfacher Ausführung, Fotokopierdienst sei Dank. Zusammen mit dem übrigen Inhalt in die Kuverts abgepackt, verklebt, die Stimmung abwechslungsweise flackernd zwischen über-, ange- und entspannt, das Ziel vor Augen. Rollkoffer bereit zum Transport auf die Post, diesmal mit mehreren Testkouverts auf dem Weg zur Post. Dass der Name des Empfängers nicht mit dem deklarierten Empfänger auf der Exportbewilligung übereinstimmt, geht im Gerangel unter. Da dieses Formular bis anhin nur bei Paketen (klar, wer ausser Kurzen kommt schon auf die Idee, formularbewilligungspflichtige lebende Samenkörner in homöopathischer Menge einzeln zu versenden …) gesichtet wurde, ergibt die ad-hoc geführte Diskussion der anwesenden Postangestellten ein klares Resultat: die Zertifikate müssen draussen am Kuvert aufgeklebt werden. Mit breitem Klebestreifen werden gleich Muster gebastelt und in derselben Gruppe wiederum besprochen und als gut befunden. Es gibt Momente im Leben, die vergisst man danach wieder, und die müssen auch textlich nicht wieder aufgearbeitet werden. Auf alle Fälle waren am nächsten Tag weitere zweihundert Kopien des Ausfuhrzertifikats im Umlauf, einzeln säuberlich aufgeklebt mit breitem Klebestreifen auf den Kuverts, dem Verpackungs- und Brieflesemaschinenkennenden Versender und Leser Schweissperlen auf die Stirn treibend, aber lokale Postpersonalweisungen erfüllend. Und am selben Tag, wiederum in der Post, wird festgestellt, dass es nicht genügend Briefmarken für diese Massensendung hat. Bestellung in Managua. Lieferung versprochen auf den nächsten Tag. Doppeltes Nachfragen ändert nichts an dem Versprechen. Aber auch nicht daran, dass am nächsten Tag immer noch keine Briefmarken da sind. Drei Tage später sind die Briefmarken da. Und wir auch. Zusammen mit dem Rollkoffer und 200 Briefumschlägen, gefüllt und bekleistert mit Formularen und Deklarationen, das Gewicht der Samenkörner übersteigend. Und ein Team von Postangstellten welche sich weigern, die Sendungen verpackt anzunehmen, sondern darauf beharren, dass jeder Umschlag vor ihren Augen geöffnet und der Inhalt vor dem Wiederanbringen des dicken zertifikatfixierenden Klebestreifens überprüft wird.

Schnitt

Der Rollkoffer war schnell gepackt – vor drei Tagen, in der Poststelle. Worte fielen keine mehr. Aber dennoch war wohl allen Beteiligten klar, dass sich deren Wege in Zukunft höchstens noch zufällig oder in absoluter Notwendigkeit kreuzen werden. Die Hunderttausendseelenstadt hinter sich gelassen, nun in einem Fünfhunderthäuser Kaff weit im Norden Nicaraguas angelangt, nimmt ein freundlicher Pöstler das Geld und die Kuverts entgegen. Da wir leider nicht mehr in der Gegend sein werden, wenn er die Briefmarken aus Managua erhalten haben wird, und so auch nicht beim Aufkleben behilflich sein können, lassen wir noch ein bescheidenes Trinkgeld dort. Welches erst nach gutem Zureden akzeptiert wird. Auch hier im Süden scheint es einen Unterschied zwischen Stadt und Land zu geben. Die Sonne scheint, der Duft von Frijoles und Cuajada liegt in der Luft, herrlich, die Welt ist doch wunderbar und das Leben schön, hörst Du wie die Vögel zwitschern?

jueves, 2. julio 2009 at 10:56 am


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